Nach Heines Hexenwerk: Hunger aufs Halbfinale

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Das DHB-Team legt die nächste Top-Leistung hin und lässt Mazedonien keine Chance. Der Matchwinner glänzt auch als Entertainer.

Von der Handball-WM berichtet Julian Meißner

Barcelona - Der Matchwinner glänzte eine halbe Stunde nach Abpfiff schon wieder, diesmal jedoch als Entertainer.

Was er gedacht habe, als Dejan Manaskov in der 43. Spielminute auf ihn zugerannt sei, wurde Torhüter Silvio Heinevetter nach dem souverän herausgespielten 28:23 (13:9) des DHB-Teams im WM-Achtelfinale gegen Mazedonien ( Spielbericht) gefragt.

"Ob ich zu Hause das Licht und die Waschmaschine ausgemacht habe", meinte der Berliner mit der Zottel-Mähne und hatte die Lacher auf seiner Seite: "Nein, im Ernst: So viel denkt man da nicht nach. Entweder er macht das Tor oder ich halte ihn. Und in dem Moment war ich der Glücklichere."

"Das zermürbt einen Gegner"

Der Glücklichere wehrte den Ball mit einer "Mega-Parade" (Sven-Sören Christophersen) ab und verhinderte, dass die Mazedonier beim Stand von 18:16 noch einmal den Anschluss schafften. Von da an war die Partie gelaufen (DIASHOW: Die Bilder der deutschen Spiele).

Die deutsche Mannschaft erzielte drei Treffer in Folge, zog davon und brachte den umjubelten Sieg sicher nach Hause.

"Das zermürbt einen Gegner. Überhaupt war es Wahnsinn, was Heine heute wieder gehalten hat", meinte Spielmacher Michael Haaß zur Leistung des Füchse-Keepers.

Und Bundestrainer Martin Heuberger lobte: "Das ist halt die Stärke von Silvio, dass er, wenn es darauf ankommt, auch einmal eine Parade macht, die nicht unbedingt jeder Torhüter zeigt."

Großes Lob vom Bundestrainer

Es lag freilich nicht nur an Heinevetter, dass die erneut mit Geschlossenheit überzeugende Nationalmannschaft die Rückkehr unter die besten acht Teams der Welt schaffte und in Spanien weiter Imagepflege für das zuletzt so ramponiert daher kommende Aushängeschild betrieb ( DATENCENTER: Die WM-Ergebnisse).

"Es freut mich für ihn", sagte Heuberger dennoch: "Er hatte hier eine Durststrecke zu überstehen, das hat er mit Bravour gemacht. Ich habe schon immer gesagt, dass irgendwann die Zeit von Silvio kommt. Heute war sie da."

Ein Sieger-Bier für Heuberger?

Für den DHB-Coach war die Zeit gekommen, ein wenig durchzuschnaufen nach dem souveränen Einzug ins Viertelfinale, in dem nun am Mittwoch in Saragossa mit Gastgeber Spanien oder Serbien auf jeden Fall ein dicker Brocken wartet.

Er wolle kurz die Beine hochlegen am Abend vor den kommenden zwei spielfreien Tagen und sich vielleicht ein Bier gönnen, ließ Heuberger durchblicken.

Highlights: Deutschland - Mazedonien

Haaß mit Kampfansage

Verdient hatte er es wahrlich. Seine Mannschaft legte zwei Tage nach dem Zauberspiel gegen die Franzosen einen vielleicht nicht ganz so glanzvollen, aber erneut bärenstarken Auftritt hin.

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Garant für den Sieg war neben Heinevetter einmal mehr die Deckung um den Mittelblock mit Arbeitstier Haaß und dem überragenden Oliver Roggisch. An der beweglichen und energisch zupackenden Defensive prallten die Mazedonier gleich reihenweise ab wie an einer Gummiwand.

"Das hat wieder richtig Bock gemacht heute", fand Haaß und schickte eine Warnung an die Konkurrenz hinterher: "Ich glaube, die Gegner müssen sich da was einfallen lassen."

Kapitän Roggisch sagte: "Ich freue mich unglaublich und bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft. Jeder Einzelne hat wieder einen Schritt nach vorne gemacht."

Smöre nicht schwerer verletzt

Auch Christophersen, der nach einem Zusammenprall am Knie behandelt werden musste, und die Partie 55 Minuten lang als Zuschauer verfolgte, war zufrieden: "Auf der Bank war es entspannter als ich dachte, aber das ist ja auch nicht verkehrt."

Seine Verletzung entpuppte sich als nicht weiter schwerwiegend.

Die Weltmeister seit 1978

1978 in Dänemark

Die BRD gewinnt 20:19 gegen die UDSSR.

1982 in der BRD

Die UDSSR schlägt Jugoslawien 30:27.

1986 in der Schweiz

Jugoslawien siegt gegen Ungarn mit 24:22.

1990 in der CSSR

Mit 27:23 gewinnt Schweden gegen die UDSSR.

1993 in Schweden

Ein 28:19-Sieg für Russland gegen Frankreich.

1995 in Island

Frankreich besiegt Kroatien 23:19.

1997 in Japan

Schweden verliert gegen Russland mit 21:23.

1999 in Ägypten

Diesmal schlägt Schweden Russland 25:24.

2001 in Frankreich

Die Franzosen besiegen Schweden 28:25.

2003 in Portugal

Deutschland unterliegt Kroatien 31:34.

2005 in Tunesien

Spanien schlägt Kroatien mit 40:34.

2007 in Deutschland

Deutschland gewinnt 29:24 gegen Polen.

2009 in Kroatien

Frankreich gewinnt 24:19 gegen Kroatien.

2011 in Schweden

Frankreich schlägt Dänemark mit 37:35.

"Er hat mir bereits zur Halbzeit signalisiert, dass er wieder einsatzbereit wäre. Aber ich wollte kein Risiko eingehen. Wir brauchen Smöre im wichtigen Spiel am Mittwoch", sagte Heuberger.

Klein peilt Finale an

Bezeichnend für die neue Stärke des breit besetzten Teams: Für Christophersen kam Stefan Kneer ins Spiel - und dieser schwang sich mit fünf Treffern prompt zum besten Werfer auf (DIASHOW: Der deutsche WM-Kader).

Einig waren sich die Spieler natürlich, dass das Turnier nicht im Viertelfinale enden soll, wie auch immer der Gegner, der am Dienstagabend ermittelt wird, heißen mag. Matchwinner Heinevetter sagte: "Jetzt wollen wir auch ins Halbfinale. Punkt. Aus."

Und Dominik Klein, einer der vier verbliebenen Weltmeister von 2007 im Kader, meinte im Gespräch mit SPORT1: "Ich möchte das Turnier gerne mit einem Sieg beenden. Was das bedeutet, kann sich jeder denken."


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