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Was für ein Sieg! Der FC Bayern dominiert Barcelona im Halbfinal-Hinspiel fast nach Belieben und gewinnt auch in der Höhe verdient.
Vom FC Bayern berichten Mathias Frohnapfel und Tom Vaagt
München - Was für ein Abend! Der FC Bayern hat den ersten großen Schritt Richtung Champions-League-Finale geschafft - und das mit Bravour!
Mit 4:0 besiegten die Münchner den FC Barcelona und besitzen für das Rückspiel am 1. Mai eine ideale Ausgangslage und stehen kurz vor ihrer zehnten Finalteilnahme, der fünften davon in der Königsklasse.
Der deutsche Rekordmeister könnte zum zweiten Mal in Folge das Endspiel um Europas Krone erreichen, dafür meldeten die Münchner nicht nur Weltfußballer Lionel Messi ab, sondern präsentierten sich auch bei Standards eiskalt.
Thomas Müller (25.) und Mario Gomez (49.) trafen so für den FCB, ehe Arjen Robben (70.) nach einem Sololauf das 3:0 besorgte und Müller (82.) auf 4:0 erhöhte.
Die Bayern revanchierten sich an diesem magischen Abend eindrucksvoll für die 0:4-Pleite vor vier Jahren im Viertelfinal-Hinspiel.
Historische Niederlage für Barca
Für die Katalanen hatte die Niederlage historische Ausmaße. Nur im Finale 1994 hatte Barca 0:4 gegen den AC Mailand verloren, 1997 in der Vorrunde der Königklasse sich zu Hause gegen Dynamo Kiew mit dem gleichen Ergebnis blamiert.
In Spanien wurde die Leistung von Schiedsrichter Viktor Kassai aus Ungarn kritisiert. "Drei Bayern-Tore hätten nicht zählen dürfen", schrieb die Sportzeitung "Marca".
"Katastrophe en Munich" titelte Barcas Hausblatt "Mundo Deportivo" und ergänzte: "Die ersten drei Tore waren irregulär."
"Bayern war besser, aber der Schiedsrichter war nicht gut", stellte Barcas Co-Trainer Jordi Roura fest.
Rummenigge begeistert
Den Bayern war's egal. "Natürlich sind wir alle sehr froh über den Sieg, vor allem über die Höhe. Aber wir wissen, in Spanien liegen noch mal 90 Minuten vor uns. Wir wollen das heute genießen, mehr nicht", sagte Trainer Jupp Heynckes.
"So einen Abend habe ich auch noch nicht erlebt, und ich bin schon lange dabei. 4:0 gegen die beste Mannschaft der Welt - das ist unglaublich", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz-Rummenigge begeistert:
"Ich glaube, Barcelona hatte selten ein Spiel, in dem es so wenige Chancen hatte. Man kann der Mannschaft insgesamt nur ein Riesenkomplimnent machen."
Arjen Robben widmete den Triumph auch Uli Hoeneß. "Dieser Sieg war auch für ihn", sagte der Niederländer: "Das ist Wahnsinn, kaum zu glauben. Die haben die letzten Jahre in Europa dominiert, und dann gewinnen wir 4:0. Wir haben miteinander gekämpft, miteinander verteidigt - das war der Schlüssel."
Hoeneß im Stadion
Der Bayern-Präsident zeigte sich ungeachtet seiner Steuer-Affäre in der Münchner Arena, hielt bei der Choreographie vor Spielbeginn frohen Mutes eine rote Pappe hoch.
Dabei hatte die "Süddeutsche" kurz vor Anpfiff enthüllt, dass der Bayern-Präsident am 20. März sogar vorläufig verhaftet worden sein soll, gegen eine Kaution aber wieder auf freien Fuß gekommen sei.
Götze-Transferhammer lässt Bayern kalt
Die Bayern-Profis versahen ungeachtet diesen Wirbels akribisch ihre Aufgabe, auch der just am Spieltag bekannt gewordene Wechsel von Dortmund-Star Mario Götze zum FCB beeinflusste die Roten nicht.
Die Münchner starteten angetrieben vom Selbstbewusstsein aus 13 siegreichen Liga-Partien in Folge mutig und offensiv.
Im Duell mit den Ballartisten aus Spanien entschied sich Heynckes, den gelbgesperrten Mario Mandzukic durch Mario Gomez zu ersetzen. In der Innenverteidigung lief Jerome Boateng statt Routinier Daniel van Buyten auf, aus Bayern-Sicht sollte das wohl auch ein Schachzug gegen die flinken Barca-Angreifer sein.
Barcas Passmaschine stottert
Und dank einer konzentrierten Vorstellung gelang es den Bayern, dass die gefürchtete Passmaschine Barcas in der ersten Hälfte kaum zur Geltung kam. Ein Kopfball von Gerard Pique (9.) nach einer Ecke war somit in der Anfangsphase der beste Versuch des Tabellenführers der Primera Division.
Die Bayern reklamierten kurz darauf auf Elfmeter, nachdem Pique den Schuss von Philipp Lahm mit dem Unterarm abgelenkt hatte (17.). Kassai verweigerte den Pfiff, doch die FCB-Führung ließ nicht lange auf sich warten.
Nach einer Ecke bediente Robben mit einem genauen Flankenball Dante, dessen Versuch genau auf dem Kopf von Müller landete. Und Bayerns Champions-League-Experte ließ sich die Möglichkeit nicht entgehen, erzielte sein sechstes Tor im laufenden Wettbewerb (25.).
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8 Fragen zum FC Barcelona
Dante verhindert Gegentor
Barca reagierte sofort, Bayern verhinderte nur dank eines hellwachen Dante den Ausgleich.
Pedro hatte sich auf rechts durchgesetzt und scharf hereingepasst, Messi lauerte, doch Bayerns Brasilianer brachte gerade noch einen Fuß in die Hereingabe (29.).
Es war einer der auffälligste Szenen von Messi, der mit Muskelproblemen in die Partie gegangen war. Ansonsten schirmten die Bayern den Argentinier mustergültig ab.
Gomez beim 2:0 im Abseits
Die Bayern-Fans hatten kaum den letzten Biss ihrer Pausen-Bratwurst vertilgt, als der nächste Jubel-Orkan startete. Nach scharf getretener Ecke von Robben brachte Müller den Ball an Valdes vorbei, Gomez lauerte auf der Linie und drückte den Ball - allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position - ins Tor (49.).
Für den Deutsch-Spanier war es insgesamt das 26. Champions-League-Tor in 43 Begegnungen - keine ganz schlechte Marke.
Der 2:0-Vorsprung langte dem Vorjahresfinalisten aber nicht, die Bayern behielten das Tempo bei.
Auf der Gegenseite war nun der Kampfgeist Barcas angestachelt, die Spanier taten mehr nach vorne, auch wenn echte gefährliche Aktionen lange fehlten.
Und wenn doch, dann war Manuel Neuer wie beim Versuch von Marc Bartra zur Stelle (69.).
CL-Torschützenkönige
Saison 2011/2012
Lionel Messi (FC Barcelona): 14 Treffer
Saison 2010/2011
Lionel Messi (FC Barcelona): 12 Treffer
Saison 2009/2010
Lionel Messi (FC Barcelona): 8 Treffer
Saison 2008/2009
Lionel Messi (FC Barcelona): 9 Treffer
Saison 2007/2008
Christiano Ronaldo (Manchester United): 8 Treffer
Saison 2006/2007
Kaká (AC Milan): 10 Treffer
Saison 2005/2006
Andriy Shevchenko (AC Milan): 9 Treffer
Saison 2004/2005
Ruud van Nistelrooy (Manchester United): 8 Treffer
Saison 2003/2004
Morientes (AS Monaco): 9 Treffer
Saison 2002/2003
Ruud van Nistelrooy (Manchester United): 12 Treffer
Saison 2001/2002
Ruud van Nistelrooy (Manchester United): 10 Treffer
Saison 2000/2001
Raul (Real Madrid): 7 Treffer
Müller checkt Alba vor Robbens 3:0
Die Bayern hatten plötzlich nach vorne viel Platz, Robben nutzte den ungeniert und schenkte Valdes nach einem Sololauf das dritte Tor ein (70.). Für den Niederländer war das Erfolgserlebnis Lohn einer bärenstarken Leistung.
Allerdings hatte Müller zuvor Gegenspieler Jordi Alba gecheckt, was dem Schiedsrichter entgangen war. "Da habe ich meine ganze Cleverness in die Waagschale geworfen", sagte Müller nach Abpfiff.
Das Münchner Stadion tobte, doch die Krönung dieses aus Bayern-Sicht berauschenden Abends blieb Müller vorbehalten, der nach einem Konter das 4:0 nachlegte (82.).
Alba hatte Glück, dass er nur Gelb sah, nachdem er Robben den Ball ins Gesicht geworfen hatte.