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Sportchef Jost Capito freut sich über den sensationellen Einstand von Volkswagen in die Rallye-WM, schreibt dies aber vor allem Fahrer Sebastien Ogier zu
Sieger der ersten Wertungsprüfung (WP), ab WP2 dann stets Zweiter hinter Sebastien Loeb: Sebastien Ogier hat beim Auftakt zur Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) 2013 eine beeindruckende Talentprobe abgegeben und fuhr nach 16 von 18 geplanten Wertungsprüfungen mit 1:39.9 Minuten Rückstand über die Ziellinie. Für Volkswagen bedeutet das mit dem Polo R WRC einen Einstand nach Maß.
Ogier verabschiedete sich schon früh von dem Gedanken, gegen Loeb ankämpfen zu können, und reagierte auf Fragen nach seinem Rückstand teilweise recht genervt. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, als Erster der um den WM-Titel kämpfenden Fahrer ins Ziel zu kommen - und das gelang ihm mit mehr als zwei Minuten Vorsprung auf Daniel Sordo (Citroen). "Für mich ist dieses Wochenende wie ein Sieg", strahlt er. "Ich war mit einem zweiten Platz noch nie so glücklich wie heute."
"Ich bin mehr als glücklich", so der 29-Jährige. "Normalerweise kann ich mich über zweite Plätze nicht freuen, aber dieses Wochenende war genau das unser Ziel. Die Saison so anzufangen, ist toll. Ich musste ein Jahr lang warten, habe so viel getestet. Manchmal war das frustrierend, aber jetzt im ersten Rennen mit dem Polo gleich schnell und auf dem Podium zu sein, die Weltmeisterschaft de facto anzuführen, das ist perfekt."
Ogier nach hartem Jahr 2012 erleichtert
Dass ihm jetzt nach dem teilweise mühsamen Vorbereitungsjahr ein Stein vom Herzen fällt, sieht man Ogier an. "Ich möchte mich beim ganzen Team bedanken, bei allen, die hier sind", sagt er. "Sie haben das vergangene Jahr hart gearbeitet und es war auch für sie nicht leicht. Ich freue mich für sie, dass ich ihnen ein gutes Resultat schenken konnte, und bin mir sicher, dass sie das für den Rest der Saison noch mehr motiviert."
Groß ist die Erleichterung auch bei Volkswagen-Sportchef Jost Capito, der aufgrund des hohen finanziellen Aufwands, den der Konzern betreibt, natürlich unter Druck steht. "Es ist fantastisch, bei der Rallye Monte Carlo Zweiter zu werden. Sensationell", jubelt er, warnt aber: "Daraus etwas zu schließen, ist schwierig. Wir werden in den nächsten Rallyes sehen, wie konkurrenzfähig das Auto wirklich ist, denn hier lag es zum größten Prozentsatz am Fahrer."
"Man kann Sebastien Ogier nicht hoch genug würdigen: Es war seine erste Rallye Monte Carlo in einem World-Rally-Car und viele Sonderprüfungen waren neu für ihn. Er ist so souverän auf den zweiten Platz gefahren, hat nicht zu viel attackiert, ist nicht zu sicher gefahren und hat den zweiten Platz vom ersten Tag an so souverän behauptet. Das kann man eigentlich nur von einem erwarten, der schon ein paar Mal Weltmeister war", streut er seinem Fahrer Rosen.
Freude etwas früher als erwartet
Dass die letzten beiden Teilstücke, von denen eines noch einmal über den Col de Turini geführt hätte, nicht mehr gefahren wurden, stört Capito nicht: "Wir waren darauf vorbereitet, diese Gefühle in zwei oder drei Stunden zuzulassen, aber jetzt sind sie schon früher da! Es ist toll, dass wir im Ziel sind, aber andererseits hätten wir vielleicht auf der Powerstage auch noch gepunktet. Aber wir sind sehr glücklich mit dem zweiten Platz."
"Sebastian hat herausragende Arbeit geleistet", fährt er fort. "Am meisten bin ich auf das ganze Team stolz, das ebenfalls herausragende Arbeit geleistet hat. Das ist für mich die größte Überraschung, denn die Rallye Monte Carlo ist die komplexeste Rallye, die man als Team erleben kann: als Ingenieur, mit dem Wetter, dem Schotter, für die Mechaniker. Selbst für Marketing und PR ist es ein komplexer Event mit zwei so weit auseinanderliegenden Serviceparks."
"Das Team hat das ohne den geringsten Fehler und ohne einen Anflug von Panik gemeistert. Das macht mich sehr, sehr stolz und stimmt mich noch zuversichtlicher als davor, denn wenn das Team die Rallye Monte Carlo auf diese Art und Weise absolvieren kann, dann kann es jede Rallye meistern. Das Team ist bereit für die Rallye-Weltmeisterschaft", blickt Capito optimistisch auf die insgesamt 13 Rallyes umfassende WRC-Premierensaison von Volkswagen.
Latvala an fünfter Stelle liegend k.o.
Als negativer Beigeschmack bleibt lediglich das Aus von Jari-Matti Latvala, der auf WP14 eines von drei Top-10-Opfern des Col de Turini wurde. Latvala fand anfangs nur langsam seinen Rhythmus, war heute aber recht flott unterwegs und ging auf WP13 sogar an Mikko Hirvonen vorbei, der am Ende Vierter wurde. Theoretisch wäre für Volkswagen also mit beiden Fahrern ein hervorragendes Teamergebnis möglich gewesen.
Ogier bedauert den Ausfall von Latvala: "Schade, dass er nicht hier ist, denn er lag gut im Rennen, war Fünfter. Es wäre für das Team perfekt gewesen, zwei Autos in den Top 5 zu haben, aber leider waren die Bedingungen heute extrem und man konnte ganz leicht einen Fehler machen. Leider ist er nicht da, aber ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft gemeinsam Großes erreichen werden", kündigt der Franzose zuversichtlich an.