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Die Verletzung von Javi Martinez trifft den FC Bayern hart. Die Personaldecke ist dünn, Ersatz auf dem Transfermarkt rar gesät.
Von Martin Jahns und Christian Ortlepp
München - Arjen Robben hatte die Szene noch immer vor Augen.
"Das sah schon eklig aus", erinnerte sich der Niederländer im SPORT1-Interview an das folgenschwere Luftduell zwischen Javi Martinez und Marcel Schmelzer im Supercup-Spiel des FC Bayern bei Borussia Dortmund, das zum Kreuzbandriss beim Spanier führte.
Martinez wird 2014 nicht mehr spielen - und sorgt so für tiefe Sorgenfalten bei Pep Guardiola.
"Wir werden Probleme haben bis zur Winterpause. Der Cup und die Niederlage sind mir egal, die Verletzung von Martinez ist viel schlimmer", betonte der Trainer.
Berthold: "Ganz großer Verlust"
Ähnlich sieht es Thomas Berthold, ehemaliger Abwehrspieler des FC Bayern. "Das ist ein ganz großer Verlust, weil er auch in der Innenverteidigung spielen kann", sagte Berthold zu SPORT1.
Je nach System ist Martinez sowohl im defensiven Mittelfeld als auch als zentraler Verteidiger einer Dreierkette ein Schlüsselspieler – gerade angesichts der Personalsituation in der neuen Saison.
Toni Kroos (Real Madrid) und Daniel van Buyten (Karriereende) haben den Verein verlassen, die WM-Fahrer Philipp Lahm, Jerome Boateng und Bastian Schweinsteiger verpassten einen Großteil der Vorbereitung. Und Thiagos Comeback verzögert sich um zwei weitere Monate.
Interne Lösungen mit Fragezeichen
Nun sind Lösungen gefragt: Eine interne im defensiven Mittelfeld wäre der gelernte Sechser Sebastian Rode. Der Ex-Frankfurter muss seine Tauglichkeit auf Top-Niveau jedoch noch beweisen, ebenso wie Youngster Pierre-Emile Hojbjerg.
Auch Philipp Lahm oder David Alaba könnten ins Mittelfeld vorrücken. Allerdings wären die Münchner aufgrund der Verletzung von Rafinha (Bänderriss am Knöchel) dann der taktischen Option einer Viererkette beraubt.
In einer Dreierkette sieht Berthold Holger Badstuber als aussichtsreichsten Kandidaten in der Zentrale: "Badstuber kommt wieder und spielt dann sicherlich eine Rolle."
Auch Jerome Boateng könnte im Zentrum auflaufen.
Der Haken bei all diesen Varianten: Es fehlt die Tiefe auf der Bank, die gerade nach einer kräftezehrenden WM bitter nötig wäre.
Transfers nicht ausgeschlossen
So ist es gut möglich, dass die Bayern doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Sportvorstand Matthias Sammer hatte vor wenigen Tagen im Gespräch mit SPORT1 Neuverpflichtungen bei Verletzungsproblemen nicht ausgeschlossen.
Eine naheliegende Lösung wäre Sami Khedira, der unter der Woche sein ganz persönliches Supercup-Fiasko erlebte: In Cardiff saß der Weltmeister bei Real Madrid nur auf der Tribüne. Beim Champions-League-Sieger scheint für den Weltmeister kein Platz mehr zu sein.
Für ihn spricht, dass er in der Nationalmannschaft unter Joachim Löw als Doppelsechs glänzend mit Bastian Schweinsteiger harmoniert. Allerdings geht Khedira die Flexibilität ab, die Guardiola bei Spielern schätzt und einfordert.
Verstärkungen sind rar
Variabel einsetzbare Kandidaten wie David Luiz, Vincent Kompany oder Guardiolas Ex-Spieler Javier Mascherano und Sergio Busquets sind entweder erst im Sommer gewechselt oder sitzen bei ihren Klubs fest im Sattel.
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10 Fragen zum FC Bayern München
Pikanterweise stehen mit Mats Hummels und Matthias Ginter die einzigen deutschen Spieler, die perfekt in das Anforderungsprofil des Bayern-Trainers passen würden, ausgerechnet beim Ligarivalen aus Dortmund unter Vertrag.
Berthold sieht weitere Anstrengungen auf dem Transfermarkt kritisch. "Das Problem ist immer, dass ein Spieler bei Bayern München eine gewisse Qualität haben muss. So viele gibt es da nicht, die Verteidiger spielen können", sagte er.
Bayern vor Dilemma
So stehen die Bayern vor einem Dilemma: Eine Lösung aus dem eigenen Kader heraus könnte sich angesichts müder WM-Fahrer und des vollgepackten Spielplans bei weiteren Ausfällen bitter rächen und Guardiolas taktischen Spielraum enorm einschränken.
Die Münchener bräuchten das Komplettpaket eines fertigen Spielers, der dem Verein sofort weiterhilft, der noch dazu wechselwillig ist - und ab der Rückrunde auch bei einem Bankplatz nicht murrt.
"Da muss man abwägen", so Berthold. Auf Matthias Sammer und Pep Guardiola dürften Tage des Kopfzerbrechens zukommen.
Arjen Robben im SPORT1-Interview
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Tage des Kopfzerbrechens
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