Abbrechen
Vorm Saisonstart gegen Magdeburg spricht Uwe Gensheimer bei SPORT1 über die neue Saison. Er zieht Lehren aus dem Meisterfinale.
Von Martina Farmbauer
München - Das erste Ausrufezeichen in der neuen Saison der DKB Handball-Bundesliga ist gesetzt.
Die Rhein-Neckar Löwen sorgen für den ersten Paukenschlag - allerdings nicht sportlicher Natur.
Einen Tag vor dem Start in die neue Saison wurde der Vertrag mit Geschäftsführer Thorsten Storm, der zur kommenden Saison zum deutschen Meister THW Kiel wechselt, vorzeitig aufgelöst (News).
Nach sieben Jahren, in denen sich die Löwen zum absoluten Topklub entwickelten, ist der 49-Jährige nun Geschichte.
Als dessen Wechsel zum großen Konkurrenten im Juni publik wurde, blickte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer noch otpmistisch in die Zukunft.
"Das ist ein kleiner Umbruch, aber wir sind als Mannschaft gefestigt", sagte der dreimalige Handballer des Jahres damals.
Doch mittlerweile ist aus dem kleinen Umbruch ein großer geworden.
Nach dem Abgang von Trainer Gudmundur Gudmunsson und dem Karriereende von Oliver Roggisch müssen die Mannheimer auch noch den bevorstehenden Verlust von Torhüter Niklas Landin hinnehmen. Pikanterweise zieht es ihn ebenfalls nach der Saison in Richtung Kiel.
Vor dem Auftakt gegen den SC Magdeburg (So., ab 17 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) spricht Gensheimer im Interview mit SPORT1 über die holprige Vorbereitung und die Ziele in der kommenden Spielzeit. Er zieht Lehren aus dem irren Meisterschafts-Drama.
SPORT1: Herr Gensheimer, Sie spielen in einem Werbespot für einen Stromversorger mit, in dem der Satz fällt: "Wir sind voller Energie, wir sind bereit." Wie sehr trifft das auf Sie und Ihre Mannschaft zu?
Uwe Gensheimer: Dass der Umbruch, den wir haben, mit einigen Zugängen und vor allem auch einem neuen Trainer, nicht von heute auf morgen vonstatten geht, ist klar. Das ist wahrscheinlich auch normal, wenn ein neuer Trainer seine eigenen Ideen und Spielsysteme einbringen möchte. Aber ich habe gedacht, dass wir schneller zusammenfinden würden. Es hat in den vergangenen beiden Wochen schon viel besser geklappt als am Anfang der Vorbereitung. Da war das handballerische Niveau noch nicht so, wie ich persönlich mir das vorgestellt habe.
Die neue Handball-Saison auf SPORT1
SPORT1: Worauf führen Sie das zurück? War der Trubel um Thorsten Storm und Niklas Landin, die beide zum THW Kiel wechseln werden, zu groß?
Gensheimer: Nein, das überhaupt nicht. Wir konnten uns voll auf die Vorbereitung konzentrieren, auf das, wofür wir da sind, nämlich Handball zu spielen. Aber ich habe eben gedacht, dass wir schon so eingespielt sind, dass wir eine solche Umstellung schneller hinbekommen. Man muss das insofern relativieren, als wir mit vielen verschiedenen Formationen gespielt haben. Das ist der richtige Weg, weil sich immer mal ein Spieler verletzen kann und dann muss man auch mit einem anderen Nebenmann zusammenspielen können. Aber es kann sich vielleicht auch jeder vorstellen, dass das besonders am Anfang etwas mehr Zeit braucht.
SPORT1: Wie lange haben Sie denn gebraucht, um das Meisterschaftsfinale, das recht eng war, zu verkraften?
Umfrage
Wer wird deutscher Handball-Meister?
Gensheimer: Es war ja nicht nur das Meisterschaftsfinale, es waren ja zwei sehr intensive letzte zweieinhalb Monate der Saison im Verein. Beim DHB-Pokalfinale sind wir im Halbfinale gegen Flensburg gescheitert, danach ging's direkt weiter mit dem Heimspiel gegen den THW Kiel, das wir sehr gut hinbekommen haben. Danach kamen die Spiele gegen Barcelona, die ein Auf und Ab zwischen Himmel und Hölle waren. Wenn man sieht, wie gut wir da Zuhause gespielt haben und wie knapp wir ausgeschieden sind im Rückspiel in Barcelona. Und dann kam das irre Saisonfinale, das natürlich auch nicht spurlos an einem vorüber geht. Damit meine ich nicht nur das letzte Spiel, sondern die letzten vier, fünf Spiele.
SPORT1: Jeder wusste, dass es auf das Torverhältnis ankommt.
Gensheimer: Und wir haben einfach nur noch die Tore gezählt. Wie hoch hat Kiel gewonnen, wie hoch müssen wir gewinnen. Das war sehr anstrengend für den Kopf. Und dann kamen für uns deutsche Nationalspieler noch die Spiele gegen Polen und die verpasste Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Danach habe ich erst einmal drei Wochen gebraucht und war froh, dass ich einen tollen Urlaub weit weg von allem mit meiner Freundin auf den Malediven verbringen konnte. Das war der optimale Ort, um abzuschalten und Kraft zu tanken für neue Ziele.
SPORT1: Zweiter in der Meisterschaft, Viertelfinale in der Champions League, Final Four im Pokal – die Saison war erfolgreich, aber ohne Titel. Hat Sie das eher motiviert oder wollten Sie es so schnell wie möglich vergessen?
Gensheimer: Wenn man so nah dran ist und schon eine Hand an der Meisterschale hatte, eine coole Runde gespielt hat, aber dann mit leeren Händen da steht, tut es unheimlich weh. Aber ich glaube, da spreche ich nicht nur für mich, sondern auch für die ganze Mannschaft, dass das noch mehr anspornt und jeder diese Saison noch einen Tick besser sein will als in der vergangenen. SHOP: Jetzt Handball-Artikel kaufen
SPORT1: Gibt es etwas, das Sie aus dieser Situation besonders mitgenommen oder gelernt haben für die kommende Saison?
Gensheimer: Wenn man es am Ende wegen zwei, drei Toren nicht schafft, Meister zu sein, dann ist der erste Gedanke: Hätte ich vielleicht hier oder da einen Ball mehr reingemacht. Da macht man sich kaputt. Aber trotzdem weiß man und hat es am eigenen Leib gespürt, dass jede Aktion in jedem Spiel über eine gesamte Saison hinweg extrem wichtig sein kann. Und so möchten wir jetzt auch in jedes Spiel hineingehen.
Das irre Meisterfinale im Video
Zurück zur Startseite
"Zwischen Himmel und Hölle"
This article
"Zwischen Himmel und Hölle"
can be opened in url
http://symptomsfluenza.blogspot.com/2014/08/himmel-und-halle.html
"Zwischen Himmel und Hölle"