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BVB-Star Marco Reus hat seine Verletzung erstaunlich schnell überwunden. Doch auf dem Platz ist er noch nicht wieder der Alte.
Von Jonas Nohe
München/Dortmund - Marco Reus war mittendrin an jenem 13. Juli 2014 - und doch nicht dabei.
Die frischgebackenen Weltmeister reckten den Pokal in den Abendhimmel von Rio de Janeiro. Mittendrin das Trikot mit der Nummer 21 und Reus' Namen auf dem Rücken. Derjenige aber, der es tragen sollte, lag knapp 10.000 Kilometer entfernt zuhause in seinem Bett.
"Ehrlich gesagt: Ich hatte den Fernseher zu diesem Zeitpunkt schon aus, bin schlafen gegangen", schilderte der 25-Jährige später im Interview mit dem "kicker".
Er konnte es schlicht nicht mit ansehen, wie andere seinen großen Traum lebten. Daran hat sich auch eineinhalb Monate später nichts geändert.
Fünf Weltmeister um sich
Ganz Deutschland feiert die "Liga der Weltmeister", seit der Verpflichtung von Matthias Ginter hat Reus bei Borussia Dortmund tagtäglich gleich fünf Weltmeister um sich herum (DIASHOW: Auftaktzeugnis der Weltmeister). Er selbst aber wirkt trotz eines überraschenden Blitz-Comebacks aber, als würde der der verlorene Sommer weiter an ihm nagen.
Drei Wochen vor dem deutschen WM-Start sah die Welt des Marco Reus noch ganz anders aus. Als einer der überragenden Spieler der abgelaufenen Saison 2013/14 war der Dortmunder zur Nationalmannschaft gereist.
Gemeinsam mit seinem besten Kumpel Mario Götze stellte sich Reus im Trainingslager in Südtirol bestens gelaunt den Fragen der Journalisten.
"Da ist die pure Vorfreude", sagte er, angesprochen auf die WM im fußballverrückten Brasilien. Und dann war da noch ein besonderer Anreiz.
Reus war gesetzt
"Es ist natürlich schön, dass man mal wieder zusammen spielen kann - hoffentlich dann auch bei der Weltmeisterschaft", sagte Bayern-Star Götze. Einst zauberten beide gemeinsam für die Borussia.
Mesut Özil, Thomas Müller, Toni Kroos, Andre Schürrle, Julian Draxler, Lukas Podolski - die Alternativen im offensiven Mittelfeld waren zahlreich und hochkarätig. Eines aber schien festzustehen: Reus würde spielen, egal in welcher Konstellation.
Dieser Eindruck verfestigte sich im Testspiel gegen Kamerun. Er war in einer mittelmäßigen Mannschaft einer der Besten.
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Traurige Gewissheit
Dann der Schock: Im letzten Test vor der WM gegen Armenien blieb Reus kurz vor der Halbzeit plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Er verletzte sich In einem Zweikampf unglücklich am linken Sprunggelenk, musste noch während des Spiels ins Krankenhaus gefahren werden.
Während Ersatzmann Podolski und Kumpel Götze beim lockeren 6:1 als Torschützen glänzten, begann für Reus das Bangen um seine WM-Teilnahme.
Am nächsten Morgen herrscht traurige Gewissheit: Teilriss des vorderen Syndesmosebandes oberhalb des linken Sprunggelenks lautet die niederschmetternde Diagnose.
"Ich weiß wirklich nicht, wie ich das in Worten ausdrücken soll, was ich gerade empfinde. Ein Traum ist von einer zur anderen Sekunde geplatzt", sagte Reus der "Bild". Fußball-Deutschland litt mit ihm.
Reus als Politikum
Und die schlechten Nachrichten rissen nicht ab.
Bei weiteren Untersuchungen wurde noch ein knöcherner Bandausriss an der Fersenbein-Vorderseite festgestellt. Prognose: Drei Monate Pause. Ein Comeback vor dem Bundesliga-Auftakt rückte in weite Ferne. Er sollte vorerst nur noch neben dem Platz für Schlagzeilen sorgen. Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge plauderte Anfang August in der "Sport Bild" angebliche Details aus Reus' Vertrag beim BVB aus.
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Wen erwarten die größten Baustellen?
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke äußerte daraufhin eine "gewisse Verärgerung", Sportdirektor Michael Zorc wurde bei SPORT1 deutlicher: "Das hat eine völlig neue Qualität. Es wäre schön, wenn er (Rummenigge, Anm. d. Red.) einfach mal den Mund halten würde." (INTERVIEW: "Reus ist ein Aushängeschild")
Reus wurde zum Politikum zwischen den beiden deutschen Ausnahmevereinen. "Über jeden unserer Spieler, der ein bisschen herausragt, ist schon alles geschrieben worden. Und sie waren schon überall. Trotzdem sind nicht alle weggegangen", sagt BVB-Coach Jürgen Klopp und gab sich erstaunlich entspannt: "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass das auch im Fall Marco Reus so sein wird. Er wird noch eine ganze Weile in Dortmund spielen."
Belohnung in Stuttgart
Der Umworbene selbst äußerte sich nie öffentlich zum Thema, sprach stattdessen lieber über Fortschritte in der Reha. "Ich bin dem Zeitplan sogar einen Tick voraus. So kann es gerne weitergehen", erzählte er dem "kicker".
Einen Tag vor dem DFB-Pokal-Spiel bei den Stuttgarter Kickers (BERICHT: Neues Traumduo schießt BVB weiter) die Belohnung: "Marco könnte eine Option für die Bank sein", schilderte Klopp.
Über Nacht wurde daraus ein Platz in der Startelf - und in Abwesenheit des neuen Kapitäns Mats Hummels führte Reus die Mannschaft beim 4:1-Sieg mit der Binde am Arm auf den Platz. Genauso wie eine Woche später beim 0:2 zum Bundesliga-Auftakt (DIASHOW: Die Bilder des 1. Spieltags) gegen Bayer Leverkusen (BERICHT: Klopp sieht sich als Aufbauhelfer).
Freistoßtor im Test
Von seiner Top-Form ist der Edeltechniker noch weit entfernt (BERICHT: Die Baustellen des BVB), auch, wenn er am Dienstagabend im Test bei Waldhof Mannheim einen Freistoß direkt in die Maschen setzte (News).
Doch während sein Körper im Eiltempo zurück auf den Platz strebt, hat er das WM-Aus mental offenbar noch nicht hundertprozentig verarbeitet.
"Für mich ist ein Traum zerplatzt. Wenn man dann noch sieht, wie die WM endet, tut das doppelt weh, dass ich nicht dabei sein konnte", schilderte er: "Die Tage danach waren extrem hart."
Götze litt mit ihm
Sein guter Kumpel Götze konnte das Stimmungstief nachvollziehen: "Das ist einfach blöd, sich dann als Außenstehender das Ganze anzusehen."
Während Götze mit dem Siegtor im Finale seinen bisher größten persönlichen Triumph feierte, schaltete Reus zu Hause frustriert den Fernseher aus. Zwei Gefühlswelten, wie sie weiter kaum auseinander liegen könnten.
"Deshalb habe ich in dem Moment an ihn gedacht und ich wusste, dass das eine kleine Geste für ihn ist", erklärte Götze hinterher, warum er bei den Feierlichkeiten im Maracana den ganzen Abend lang das Trikot seines ehemaligen Vereinskameraden mit sich trug.
Inzwischen trägt Reus sein Dress wieder selbst. Er ist wieder mittendrin - aber noch lange nicht der Alte.
Mats Hummels: "Wir werden nicht kapitulieren"
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Die bösen Geister des WM-Sommers
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