Die Gründe für Riberys Niederlage

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Nach Riberys Niederlage bei der Weltfußballer-Wahl erhalten die Verschwörungsdebatten neue Nahrung. UEFA-Boss Platini übt harte Kritik.

Franck Ribery hatte bei der Weltfußballer-Wahl das Nachsehen. Bilder...
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Aus Zürich berichten Martin Volkmar und Tom Vaagt

Zürich - Am Ende war das lange gehütete Geheimnis keine große Überraschung mehr.

Schon am Nachmittag hatten sich die Vermutungen verdichtet, dass Cristiano Ronaldo den prestigeträchtigen Titel des Weltfußballers gewinnen würde.

Überraschend war allerdings, dass der lange als Favorit gehandelte Bayern-Star Franck Ribery trotz seiner fünf Titel mit den Münchnern im letzten Jahr sogar nur Dritter wurde.

Der Franzose war offenbar so enttäuscht, dass er die Züricher Kongresshalle durch den Hinterausgang verließ.

Harte Kritik von Platini

Sein Landsmann und UEFA-Präsident Michel Platini hatte dafür volles Verständnis. "Ich bin enttäuscht, weil der Ballon d'Or 50 Jahre lang Resultate berücksichtigt hat. Heute zählt der weltweite Wert des Spielers und das sorgt für Probleme", erklärte er:

"Ribery hat alles gewonnen und hätte deshalb auch den Goldenen Ball verdient gehabt. Das ist ein Problem."

Lockerer nahm Teamkollege Philipp Lahm den Ausgang der Wahl aller Nationaltrainer und Spielführer sowie von rund 60 Journalisten.

"Es ist sehr schade. Ich hätte es ihm gewünscht und habe ihn gewählt. Es wäre für den Verein und die Fans sicher etwas Besonderes gewesen, wenn Franck gewonnen hätte. Aber so ist der Sport - und alle drei Nominierten haben den Sieg verdient."

Butragueno: Ronaldo hat es verdient

Eine Meinung, die Real Madrids Sportdirektor Emilio Butragueno im Gespräch mit SPORT1 erwartungsgemäß teilte.

"Ribery ist ein großartiger Fußballer. Aber Ronaldo hat ein herausragendes Jahr gespielt, deshalb hat er den Titel verdient", sagte der ehemalige spanische Weltklassestürmer:

"Das ist ein individueller Preis, der die Leistungen des Spielers auszeichnet."

In Deutschland gibt es daran allerdings einige Zweifel, an der Spitze der Kritiker steht Bayern-Boss Uli Hoeneß.

"Ich glaube, dass ein paar Leute was gemacht haben und dass er (Ribéry, Anm.d.Red.) am Montag nicht gewinnt. Weil es dem ein oder anderen nicht passt, dass der FC Bayern alles gewinnt", hatte er SPORT1 schon vor der Wahl erklärt.

Hat Hoeneß Recht? SPORT1 analysiert die Hintergründe der Wahl des Weltfußballers.

• Ging die Wahl mit rechten Dingen zu?

Rein formell ja. Die renommierte Unternehmensberatung PWC überwachte die Auszählung der Stimmen.

Und die Abstimmungsergebnisse wurden öffentlich gemacht - weshalb Bundestrainer Joachim Löw übrigens seine Teilnahme verweigerte.

Fragwürdig war allerdings die kurzfristige Verlängerung der Abstimmung vom 15. auf den 29. November. Laut FIFA war der einzige Grund dafür die Tatsache, dass es bis zum eigentlichen Fristende zu wenige Rückmeldungen gab.

Allerdings hatte Ronaldo so die Chance, in den anschließenden Playoffs mit seinen beiden Gala-Vorstellungen gegen Schweden und insgesamt vier Treffern reichlich Werbung in eigener Sache zu machen.

Doch der Weltverband beharrt darauf, dass sich an der Reihenfolge des Ergebnisses seit dem ersten Termin auch durch die Verlängerung nichts geändert habe - demnach habe schon damals Ronaldo vorne gelegen. Das kann man glauben oder nicht.

• Wie lässt sich das Ergebnis erklären?

Ronaldo ist eine Weltmarke - mit weltweiten Sponsorenverträgen und der Strahlkraft von Real Madrid und der Primera Division.

All das hat Ribery (noch) nicht. Deshalb sind ungeachtet von Bayerns Triumphen 2013 die Superstars aus Spanien und England global wesentlich populärer.

Und da die Kapitäne aller 209 FIFA-Mitgliedsländer abstimmen dürfen - darunter zahlreiche Exoten wie die Cook Inseln, Äquatorial-Guinea oder Tonga - lässt sich das Ergebnis dann doch recht einfach erklären.

Doch nicht nur die Vertreter der so genannten Fußball-Zwerge entschieden sich gegen Ribery. Auch bei Englands Steven Gerrard etwa stand der Franzose nicht in der Top 3.

• Wer hat für wen gestimmt?

Insgesamt lag Ronaldo mit 1365 Stimmen im engen Rennen um den goldenen Ball 160 Stimmen vor Lionel Messi (1205) und sogar 238 Stimmen vor Ribery (1127).

Die FIFA-Weltfußballer

2013

Cristiano Ronaldo (POR)

2008

Cristiano Ronaldo (POR)

2006

Fabio Cannavaro (ITA)

2003

Zinedine Zidane (FRA)

2000

Zinedine Zidane (FRA)

1998

Zinedine Zidane (FRA)

1993

Roberto Baggio (ITA)

1992

Marco van Basten (NED)

1991

Lothar Matthäus (GER)

Von den deutschen Nationaltrainern stimmte auch Berti Vogts (Aserbaidschan) für Ronaldo als Sieger, während Ottmar Hitzfeld (Schweiz), Jürgen Klinsmann (USA), Volker Finke (Kamerun), Gernot Rohr (Niger) und Bernd Stange (Singapur) Ribery vorne sahen.

Winnie Schäfer (Jamaika) wiederum gab Dortmunds Robert Lewandowski seine meisten Stimmen.

• Wer war bester Deutscher?

Kapitän Philipp Lahm wurde von den 543 abstimmenden Nationaltrainern, Spielführern und Medienvertretern aus aller Welt zwei Mal auf Platz eins gesetzt und erhielt insgesamt die meisten Zähler unter den DFB-Spielern. Ihm folgte Mesut Özil vom FC Arsenal, der aber drei Mal als Erster genannt wurde.

Auch die Bayern-Profis Bastian Schweinsteiger (zwei Mal Erster), Thomas Müller (ein Mal) und Manuel Neuer wurden genannt.

Lahm erhielt von Mosambiks Kapitän Dario Ivan Khan und Israels Trainer Eli Gutman die Höchstpunktzahl.

Özil war bei Bhutan-Kapitän Passang, dem türkischen Spielführer Arda Turan sowie dessen Coach Fatih Terim die Nummer eins.

Schweinsteiger war für Norwegens Spielführer Brede Hangeland sowie Bahrains Trainer Anthony Hudson der beste Spieler des vergangenen Jahres. Müller für Bhutan-Trainer Dorji Khandu.


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