"Sehnsucht nach besseren Zeiten"

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Vor dem Auftakt in Frankfurt spricht Karlsruhes neuer Sportchef Jens Todt bei SPORT1 über seinen Job und die Lage beim KSC.

Von Reinhard Franke

München - Jens Todt hat eine bunte Karriere nach der Karriere hinter sich.

Chefscout bei Hertha BSC Berlin, Nachwuchsleiter beim Hamburger SV, Redakteur bei "Spiegel Online" - im Panorama-Ressort.

Zuletzt war er beim VfL Bochum als Sportdirektor tätig, nun hat Todt in derselben Rolle als Sportchef beim Karlsruher SC angeheuert - und will versuchen, die Badener nach turbulenten sportlichen Jahren wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser zu lenken. ( DATENCENTER: Der Zweitliga-Spielplan)

Vor dem Zweitliga-Start des KSC beim FSV Frankfurt (So., ab 13.15 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVE-TICKER, Highlights ab 22.15 bei Hattrick im TV auf SPORT1) spricht Todt im SPORT1-Interview darüber, wie er seine neue Aufgabe angeht und warum sein Klub trotz schwieriger Voraussetzungen Grund zur Hoffnung hat - außerdem macht er Druck in der Stadion-Debatte.

SPORT1: Herr Todt, seit fast vier Wochen sind Sie nun beim Karlsruher SC. Wie lief die Eingewöhnung?

Jens Todt: Die war für mich sehr spannend. Es geht natürlich immer darum, viele Gesichter zuzuordnen und ganz schnell alle kennenzulernen. Es gab aber eine gute Vorarbeit und der Kader stand ja weitestgehend, als ich angefangen habe. Seit ich da bin, wurden nur noch zwei Transfers gemacht, so dass da nicht allzu viele Baustellen auf mich warteten.

SPORT1: Was ist drin zum Auftakt beim FSV?

Todt: Auf dem Papier werden wir in der neuen Saison nicht oft als Favorit in ein Spiel gehen. Wir wollen die Klasse halten und einfach schauen, was geht. Das Vorgeplänkel mit den Testspielen ist vorbei und jetzt zählt es in Frankfurt. Wir rechnen uns da schon etwas aus. Ich werde jedenfalls auf der Bank sitzen und freue mich, dass es losgeht.

SPORT1: Spürt man so etwas wie Aufbruch-Stimmung?

Todt: Euphorie wäre zu viel gesagt, aber es herrscht eine gute Stimmung in der Stadt und man hat das Gefühl, dass es für den Verein nach einer langen Talsohle etwas Aufwind gibt. Wir sind sehr optimistisch. Ich glaube, in Karlsruhe gibt es eine große Neugier auf den KSC und eine Sehnsucht nach besseren Zeiten, Profi-Fußball und neuen Erfolgen. Die letzten Zweitliga-Jahre waren mit Platz 15 und 16 und einem Abstieg nach einer Relegation denkbar schwierig. Wir gehen zwar mit einem unterdurchschnittlichen Etat in die Saison, aber wir spielen mit offenen Karten und denken positiv.

SPORT1: Was reizt Sie am meisten am KSC?

Todt: Man kann in dem Verein etwas entwickeln. Man muss aber ehrlich sein: In den letzten Jahren sind sicherlich einige Vereine am KSC vorbeigezogen. Das alte Stadion zum Beispiel hat immer noch Charme, denn in der Vergangenheit hat es da viele tolle Spiele gegeben. Dennoch bringt Charme am Ende keine Punkte. Eins dürfen wir nicht vergessen: Es gibt in Karlsruhe ein gravierendes Stadion-Problem und es ist ein krasser Wettbewerbs-Nachteil für uns, dass wir ein veraltetes Stadion haben.

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SPORT1: Ein Vorwurf an die Stadt?

Todt: Nein, aber die wichtigste Frage ist einfach, ob sie ein neues Stadion baut. Da geht es jetzt auch in die heiße Phase. Dieser Punkt ist für den Klub der Wichtigste, der jetzt ansteht. Mit so einem Stadion kannst du dauerhaft keine gute Rolle spielen. Es gibt da im deutschen Fußball kein Beispiel. Es herrscht aber zum Glück eine grundsätzliche Bereitschaft, dem Verein zu helfen.

SPORT1: Wo sehen Sie noch Grund zur Hoffnung, dass es mit dem KSC bald wieder etwas nach oben geht?

Todt: Der KSC hat eine exzellente Nachwuchsarbeit mit einem Leistungszentrum, welches die höchste Bewertung von drei Sternen erhielt. Das ist eine tolle Leistung. Wir wollen sie auf dieser exzellenten Basis weiter ausbauen. Es gibt eine Untersuchung der Universität Karlsruhe, die aussagt, dass es in den letzten fünf Jahren nur in zwei Vereinen ähnlich viele Spieler aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft geschafft haben, das sind Freiburg und Mainz. Darauf kann man stolz sein. Der Nachwuchs wird eine ganz wichtige Säule für zukünftige Erfolge sein.

SPORT1: Nach Ihrer Spielerkarriere waren Sie Journalist, dann beim Hamburger SV Nachwuchsleiter und zuletzt beim VfL Bochum Sportdirektor. Haben Sie Ihre Nische noch nicht so Recht gefunden?

Todt: Ich war bei allem, was ich getan habe, glücklich. Ich bin einfach neugierig gewesen, glaube auch, dass es noch andere Dinge gibt, die ähnlich spannend sind wie Fußball. Alle Aufgaben haben mir großen Spaß gemacht. Ich sehe mich nicht als einer, der immer hin- und herspringt. Ich denke schon, dass bisher in meinen Weg nach der Spielerkarriere eine innere Logik drin steckte.


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