Doping: Gay und Jamaika-Trio positiv

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Nach Tyson Gays Doping-Beichte werden auch bei mehreren jamaikanischen Olympiasiegern verbotene Substanzen entdeckt.

Washington/Müchen - An einem schwarzen Doping-Sonntag ist die Welt-Leichtathletik in ihren Grundfesten erschüttert worden: Gleich vier Superstars des Sprints wurden in A-Proben positiv auf verbotene Substanzen getestet.

Die mutmaßlichen Dopingfälle der drei schnellsten 100-m-Läufer des Jahres, Tyson Gay (USA), Nesta Carter und Asafa Powell sowie von Sherone Simpson (alle Jamaika) sorgen einen knappen Monat vor der WM in Moskau für einen riesigen Skandal.

Dem Quartett drohen zwei Jahre Sperre - für Gay und Powell wäre es wohl das Karriereende.

"Bolt, Carter, Frater, Powell, Blake, Fraser-Pryce! 2 aus 6. Superzahl Gay! Lottoziehung leicht gemacht", twitterte der deutsche Sprinter Martin Keller nach der Aufdeckung.

Auch Sabrina Mockenhaupt meldete sich prompt: "Wie sagte schon meine liebe Omi...'Die Sonne bringt es an den Tag...'"

Gay beichtet

Zunächst hatte am Sonntagnachmittag Gay, dreimaliger Weltmeister von 2007, seinen positiven Test gebeichtet und seinen Verzicht auf die Weltmeisterschaften (10. bis 18 August) erklärt.

Damit wird das mit Spannung erwartete Mega-Duell mit Weltrekordler Usain Bolt (Jamaika) wie schon bei der WM 2011 platzen - damals fehlte Gay verletzt.

Positive A-Probe

In einer Telefonkonferenz erklärte der 30-Jährige, der mit 9,69 Sekunden über 100 m hinter Bolt (9,58) der zweitschnellste Sprinter der Geschichte ist, dass er am Freitag durch die Anti-Doping-Agentur der USA (USADA) über die positive A-Probe informiert worden sei, die am 16. Mai im Training entnommen worden war.

Auf welche Substanz er positiv getestet wurde, ließ Gay offen.

Unter Tränen erklärte er allerdings, die Öffnung der B-Probe beantragt zu haben.

"Ich habe keine Hinweise darauf, dass irgendetwas sabotiert wurde. Ich habe jemandem vertraut und wurde wohl von diesem im Stich gelassen", sagte Gay.

Stimulanz bei Powell

Vier Stunden später zog Powell nach.

Der 30-Jährige, vor Bolt Weltrekordler über 100 m (9,74), erklärte in einem Statement, dass bei den Landesmeisterschaften im Juni das Stimulans Oxilofrin nachgewiesen worden sei.

"Ich möchte es ganz klar sagen: Ich habe nie willentlich irgenwelche verbotenen Mittel genommen. Ich bin kein Betrüger und war es nie", schrieb Powell, der nur schleppend in die Saison fand, zuletzt aber erstaunlich verbessert lief.

Simpson bestätigt

Der früheren 100-m-Vizeweltmeisterin Simpson bestätigte, dass auch in ihrer Probe Oxilofrin gefunden wurde.

"Ich würde niemals wissentlich eine illegale Substanz zu mir nehmen. Aber als Sportlerin bin ich dafür verantwortlich, was in meinen Körper gelangt", sagte Simpson.

Noch weitere Athleten betroffen

Der jamaikanische Leichtathletik-Verband teilte in einer ersten Reaktion mit, dass insgesamt fünf Sportler bei Dopingproben aufgefallen seien. Wer die beiden anderen sind, blieb offen. Jamaika entwickelt sich immer mehr zur Skandal-Nation in Sachen Doping.

Bereits am 4. Mai war Sprint-Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown positiv auf das verbotene Diuretikum Lasix getestet worden.

Carter und Simpson am Pranger

Britischen Medienberichten zufolge wurden auch beim zweimaligen Staffel-Olympiasieger Carter und der früheren 100-m-Vizeweltmeisterin Simpson verbotene Substanzen nachgewiesen.

Carter war noch am Samstag in Madrid zu 9,87 Sekunden gestürmt.

Historisches Skandal

Sollten sich auch die B-Proben positiv erweisen, wäre ein Skandal perfekt, der in einer Reihe mit den Fällen Ben Johnson (1988), Katrin Krabbe (1992) und Justin Gatlin (2006) steht, von der Tragweite wohl nur mit der Johnson-Affäre und der Geschichte von Lance Armstrong zu vergleichen ist.

Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke zeigte sich wenig überrascht.

"Die 100 Meter sind komplett versaut. Nur so lassen sich solche Leistungen in dieser Häufigkeit erzielen", sagte der Heidelberger Molekularbiologe: "Aber wer sich heute erwischen lässt, ist es selbst schuld. Tyson Gay scheint nicht der Hellste zu sein."

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Gays Leistungssteigerung in dieser Saison würde zudem in neuem Licht erscheinen: Der gedrungene Sprinter aus Lexington/Kentucky war 2013 so schnell wie seit vier Jahren nicht mehr, galt mit Saisonzeiten von 9,75 Sekunden über 100 m (Bestzeit: 9,69) und 19,74 Sekunden 200 m (19,59) als Topfavorit für die WM in Moskau - und größter Rivale von Superstar Bolt, der Anfang Juli in Paris mit 19,73 Gays Jahresbestmarke über 200 m knapp unterboten hatte.

"Muss nur gesund bleiben"

"Ich glaube, ich habe gegen jeden in der Welt eine gute Chance. Ich muss nur gesund bleiben", sagte Gay im Frühjahr: "Es wird Zeit, dass ich wieder eine Bestzeit laufe. Die letzte ist vier Jahre alt. Und einen großen Sieg habe ich schon sechs Jahre nicht mehr gefeiert."

2013 wollte er einen solchen Triumph endlich wiederholen. So wie es scheint, waren ihm dafür alle Mittel recht.


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