Ausgezaubert! Bayern zurück in der Normalität

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Die Münchner verlieren gegen Leverkusen ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit. Tollpatschiges Auftreten führt zur ersten Pleite.

Von Rainer Nachtwey und Mathias Frohnapfel

München - Die Bayern spielten die Niederlage herunter.

Das 1:2 gegen Bayer Leverkusen ( Bericht), die erste Pleite der Saison, das erste verlorene Heimspiel gegen die Rheinländer nach 23 Jahren - nur ein Betriebsunfall.

"Die Niederlage wird uns nicht umwerfen", war sich Trainer Jupp Heynckes sicher. "Daraus werden wir unsere Lehren ziehen."

Die Lehren dürfte der Coach nach dem Ende der Rekordserie von acht Siegen schnell ausgemacht haben.

"Tore selbst reingehauen"

In der Offensive viel zu verschwenderisch mit den Torchancen und in der Abwehr zum Teil tollpatschiges Auftreten (DIASHOW: Der 9. Spieltag).

"Das 2:1 darf oder sollte zu dem Zeitpunkt so nicht fallen, aber das 1:0 war genau so blöd", sagte Kapitän Philipp Lahm bei LIGA total!, und Manuel Neuer meinte: "Wir haben uns die Tore selber reingehauen."

Lahms Leistung spiegelte den Auftritt der Münchner perfekt wider. Beim 0:1 durch Stefan Kießling (42.) schlug er über den Ball, so dass der Leverkusener diesen nach einem stark vorgetragenen Konter nur noch ins Tor schieben musste ( DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).

Immer ein Fuß dazwischen

Im Angriff zeigte Lahm sich bemüht, lief viel, trug den Ball über die rechte Seite nach vorne, seine Flanken landeten aber, ob hoch oder flach, jedes Mal beim Gegner.

Ein Leverkusener brachte immer den Fuß dazwischen, warf sich noch in den Schuss oder köpfte die Flanken heraus.

"Alle haben bei uns toll gekämpft", freute sich Rudi Völler bei SPORT1 über den Einsatz seiner Mannschaft. Und Torschütze Kießling sagte bei LIGA total!: "Das war nicht unbedingt ein verdienter Sieg, aber wir haben ihn uns erkämpft."

Pizarro zweimal im Pech

Durch die Niederlage sind die bis dato in der Liga alles überfliegenden und bereits vorzeitig von der Konkurrenz zum Meister ausgerufenen Bayern wieder in der Normalität gelandet. Auch weil das Glück nicht auf Seiten der Münchner war.

Da wollte der Ball bei Claudio Pizarros Pfostentreffer beim Stand von 1:1 und bei seinem Bogenlampen-Kopfball auf die Latte in den letzten Sekunden einfach nicht rein.

Und bei Leverkusens Siegtreffer lenkte Jerome Boateng Sydney Sams Kopfball, der ansonsten wohl nie den Weg in den Münchner Kasten gefunden hätte, ins eigene Tor (87.).

Anrennen wie beim Handball

Fehlende Einstellung, nachdem den Münchnern in der Liga vieles bis alles so locker von der Hand gegangen war, wies der unglückliche Keeper Manuel Neuer entschieden zurück.

"An der hat es nicht gelegen. Wenn man die zweite Halbzeit sieht, weiß man, dass wir alles daran gesetzt haben, das Spiel noch zu drehen", sagte der Torwart.

Dem ist nicht zu widersprechen. Minutenlang drängten die Münchner Leverkusen an den eigenen Strafraum, spielten um den 16er wie beim Handball um den Kreis.

Auch Lahm entgegnete entschieden, wenn auch etwas missmutig auf die Frage nach der Einstellung: "Sie haben das Spiel ja gesehen."

Schweigende Münchner

Generell reagierten die Münchner wortkarg oder stumm, als sie die Arena verließen - so ein Serienende schlägt eben doch auf die Stimmung.

Bastian Schweinsteiger schwieg zum Auftritt, und selbst der derzeit eigentlich redselige Präsident Uli Hoeneß verabschiedete sich mit einem "Guten Abend. Ich habe heute nichts zu sagen" von der Journalistenschar.

Ende der Fragen nach Lesniak

Dagegen zeigten sich die Leverkusener in Plauderlaune. Der erste Sieg bei den Bayern seit dem 21.10.1989, als Marek Lesniak das 1:0 erzielte, ließ die Rheinländer aufblühen.

"Ich bin froh, dass diese Diskussion jetzt vorbei ist", sagte Kapitän Simon Rolfes und meinte zum Spiel: "Das war heute eine Abwehrschlacht."

Sportdirektor Rudi Völler hob bei SPORT1 aus dem starken Bayer-Kollektiv dann doch einen heraus. "Bernd Leno war überragend", adelte der ehemalige Stürmer seinen mehrmals stark parierenden Keeper.

Bayer auf gutem Weg

Und Trainer Sascha Lewandowski sieht seine Mannschaft nach dem achten Spiel ohne Niederlage in Folge auf einem guten Weg.

"Mich freut unheimlich, dass die Mannschaft heute endlich mal einen rausgehauen hat. Wir hatten sicherlich auch das nötige Quäntchen Glück", sagte der Mann an der Seite von Teamchef Sami Hyypiä.

Vier Punkte Vorsprung

Bundesliga-Torschützen 2012/2013

1. Platz (Stand 28.10.2012)

8 Tore: Mario Mandzukic (FC Bayern)

2. Platz

7 Tore: Adam Szalai (Mainz 05)

6. Platz

6 Tore: Stefan Kießling (Bayer Leverkusen)

3. Platz

6 Tore: Alex Meier (Eintracht Frankfurt)

3. Platz

6 Tore: Thomas Müller (FC Bayern)

6. Platz

5 Tore: Vedad Ibisevic (Stuttgart)

6. Platz

5 Tore: Heung-Min Son (Hamburger SV)

8. Platz

4 Tore: Marco Reus (Borussia Dortmund)

8. Platz

4 Tore: Dani Schahin (Düsseldorf)

Mit 15 Zählern rangiert Bayer punktgleich mit Meister Dortmund auf Platz fünf. Von ganz oben grüßen weiter die Bayern, auch wenn der Abstand zu Schalke auf vier Zähler geschrumpft ist.

"Wir haben immer noch einen komfortablen Vorsprung vor dem Zweiten", meinte Heynckes und fügte hinzu: "Das ist ganz wichtig."

Und Lahm wollte gegenüber SPORT1 eine Krisenstimmung erst gar nicht aufkommen lassen: "Wir haben ein Spiel verloren, warum sollte uns das zurückwerfen?"

Ob es wirklich nur ein Betriebsunfall war, werden die komenden Wochen zeigen.


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