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Weitsprung-Hoffnung Moguenara enttäuscht bei der WM in Moskau als Final-Letzte. Diskuswerferin Müller erreicht den "Holzplatz".
Moskau - Sosthene Moguenara versuchte tapfer zu lächeln, doch ihre Enttäuschung konnte sie nicht verbergen.
Nach ihrer Leistungsexplosion kurz vor der WM hatte sich die Wattenscheiderin einfach mehr als den letzten Platz im Weitsprung-Finale bei den Titelkämpfen in Moskau ausgerechnet. (SERVICE: Der Zeitplan der WM)
Die 23-Jährige war mit neuer Bestleistung von 7,04 m als Nummer zwei der Welt nach Russland gereist, kam im Finale aber nicht über 6,42 m und den zwölften Platz hinaus.
"Nicht mehr drin gewesen"
"Ich bin nicht in den Wettbewerb gekommen, ich weiß nicht warum", sagte sie: "Ich habe mich beim Aufwärmen eigentlich sehr gut gefühlt. Aber der erste Sprung war irgendwie weit weg. Es ist einfach nicht mehr drin gewesen."
Olympiasiegerin Brittney Reese aus den USA hat unterdessen im Luschniki-Stadion Geschichte geschrieben und sich ihr drittes WM-Gold in Serie gesichert.
Das war zuvor noch keiner Springerin gelungen. Die Titelverteidigerin sprang 7,01 m und verwies Blessing Okagbare aus Nigeria (6,99 m) auf Platz zwei. Bronze holte Ivana Spanovic aus Serbien mit 6,82 m.
Seit 15 Jahren die Eltern nicht gesehen
Ihren Auftritt hatte sich Moguenara ganz anders vorgestellt. "Mein Traum ist es, dass mich meine Eltern im Fernsehen sehen, wie ich auf dem Treppchen stehe und eine Medaille bekomme. Meine Eltern wissen gar nicht, wie ich momentan aussehe", hatte die im Tschad geborene Sportsoldatin vor dem Finale erzählt.
Mit neun Jahren kam Moguenara zu ihrer Tante nach Essen und blieb dort, weil in der Heimat der Bürgerkrieg ausgebrochen war.
Seit fast 15 Jahren hat Moguenara ihre Eltern nicht mehr gesehen.
"Als würde man fliegen"
Die 23-Jährige hatte sich beim Meeting in Weinheim in den Kreis der Medaillenkandidatinnen katapultiert.
7,04 m sprang Moguenara beim Vorbereitungswettkampf auf den Saisonhöhepunkt und damit auf Platz zwei der Weltjahresbestenliste.
Ein ganz unglaubliches Gefühl sei das gewesen. "So als würde ich tatsächlich fliegen und nicht mehr runterkommen", sagte Moguenara. In Moskau folgte auf diese positiven Emotionen jetzt der Frust.
Müller knapp an Medaille vorbei
Zwar auch ohne Medaille aber doch zufriedener war Diskuswerferin Nadine Müller nach ihrem Wettkampf.
Ihr Arm sei eine Waffe - das hatte Müller vor der Leichtathletik-WM in Moskau unermüdlich wiederholt.
Es klang, als müsste sich die Diskuswerferin ihre Stärke selbst einreden, und wer das Finale im enttäuschend besetzten Luschniki-Stadion sah, wusste auch warum.
Ihr Wurfarm ließ Müller mal wieder nicht im Stich, dafür versagten ihre Beine.
So reichte es zwei Jahre nach WM-Silber in Daegu mit 64,47 m diesmal nur zu "Blech".
Perkovic schafft Historisches
Den Sieg sicherte sich fast schon erwartungsgemäß Olympiasiegerin und Europameisterin Sandra Perkovic mit 67,99 m, die damit als erste Frau in der Geschichte alle drei Titel gleichzeitig hält.
Alle drei gültigen Versuche der 23-jährigen Kroatin hätten an diesem Sonntagabend im Olympiastadion von 1980 zum Sieg gereicht. (DIASHOW: Die Bilder der WM)
Wetter macht Strich durch die Rechnung
So blieben der Französin Melina Robert-Michon (66,28) und der Kubanerin Yarelys Barrios (64,96), nur Silber und Bronze.
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10 Fragen zur Leichtathletik-WM
Die 1,93 m große Müller schrammte dagegen knapp an einer Medaille vorbei, weil sie mehr als zwei Meter hinter ihrer bisherigen Saisonbestleistung (66,69) zurückblieb.
Vor ihrem fünften Versuch setzte auch noch der Regen ein, sodass die Chancen, erneut das Podium zu erreichen auf ein Minimum gesunken waren. Ihr letzter Wurf landete nur bei 63,22 m - damit war Platz vier besiegelt.
Positives Fazit
"Hinten raus hat die Luft etwas gefehlt. Auch die Substanz war nicht mehr ganz da. Ich konnte nicht mehr so frei und locker werfen", sagte Müller.
Trotzdem zog Müller ein positives Fazit :"Ich bin trotzdem zufrieden. Es war nach meiner Verletzung der zweitbeste Wettkampf. Ich kann mir nichts vorwerfen."
Und weiter: "Ich habe vom Ersten bis zum Letzten gekämpft. Schade, dass es wieder so ein Holzplatz ist."