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Nach dem Phantomtor von Hoffenheim herrscht Fassungslosigkeit. Schiri Brych verteidigt sich, Völler stichelt. Stimmen.
München - Mit dem Schlusspfiff ging das Chaos in Hoffenheim erst so richtig los.
Die unterlegenen Kraichgauer waren fassungslos - und wütend. Kevin Volland wollte auf das Schiedsrichtergespann um Felix Brych losgehen, wurde aber noch zurückgehalten.
Der neue Tabellenführer aus Leverkusen wirkte derweil zunächst ratlos, hielt dann Kriegsrat - und feierte schließlich trotzdem den unglaublichen 2:1-Auswärtssieg (Bericht).
Dass der Erfolg durch ein Phantomtor - wie 1994 von Thomas Helmer beim Spiel des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg - zustandegekommen war, löste heftige Diskussionen aus (DIASHOW: Bilder des Spiels).
"Skandalös", schimpfte Hoffenheims Manager Alexander Rosen bei "sky" und kündigte einen Protest gegen die Spielwertung an. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hingegen leistete sich einen verbalen Fehltritt und stichelte gegen die Kraichgauer (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle).
SPORT1 hat die Stimmen zum Skandal-Spiel zusammengefasst:
Felix Brych (Schiedsrichter): "Es gab keine Anzeichen, dass es ein irreguläres Tor war. Für alle im Stadion war es ein reguläres Tor. Im Gespräch mit Stefan Kießling haben wir uns über die Zweifel ausgetauscht, er hat mir aber nicht gesagt, dass es kein Tor war. Für mich ist es auch keine tolle Situation."
Stefan Kießling (Bayer Leverkusen): "Im ersten Moment habe ich gedacht, der geht nicht rein. Dann kamen alle auf mich zugestürmt, der Ball zappelt im Netz. Ich habe nie drüber nachgedacht, wie der reingegangen ist. Ich war überrascht, dass der noch drin war. Was soll ich da noch machen? Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass ich überrascht war. Ich habe es nicht genau gesehen. Ich bin eigentlich ehrlich, wenn ich was sehe. In dem Moment habe ich es nicht gesehen. Ich konnte es nicht genau beurteilen. Als die Hoffenheimer später das Loch im Netz gezeigt haben, habe ich selber gegrübelt. Wenn man im Nachhinein die Bilder sieht, ist das eine scheiß Situation. Es ist für mich eine blöde Situation. Ich werde richtig beleidigt, dabei kann ich nichts dazu."
Alexander Rosen (Leiter Profifußball 1899 Hoffenheim): "Das war ganz klar kein Tor. Skandalös. Es gibt keine zwei Meinungen. Ich bin mir relativ sicher, dass er (Schiedsrichter Felix Brych, Anm. d. Red.) auch nicht genau wusste, ob der Ball drin war oder nicht. Ich weiß nicht, ob er ein Signal vom Linienrichter bekommen hat. Die Szene war mehr als skurril. Wir werden definitiv Protest einlegen."
Rudi Völler (Sportdirektor Bayer Leverkusen): "Uns ist das auch unangenehm, dass so ein Tor gegeben wird. Wir können nichts dafür, wir haben keine Schuld – auch Stefan Kießling nicht. Er hat es wahrscheinlich auch nicht richtig gesehen. Ich habe ihn nach dem Spiel gefragt, was er gesehen hat. Er war sich auch nicht sicher. Was mich überrascht hat, ist, warum die Hoffenheimer nichts gesagt haben, wenn sie sich so sicher waren, dass er nicht drin war. Der Ball war definitiv nicht drin. Ein guter Rat an die Hoffenheimer Freunde: Die haben hier so viel Geld ausgegeben für ein tolles Stadion, das nächste Mal sollen sie auch ein paar gescheite Netze kaufen, damit so etwas nicht mehr passiert. Ich bin schon lange in diesem Geschäft, hatte aber so einen Fall selber noch nicht. Ich bin ein bisschen ratlos. Er (Brych, Anm. d. Red.) hat noch alles versucht, dass das Spiel 2:2 ausgeht. Das wäre wahrscheinlich am besten gewesen, da hätte sich keiner aufgeregt. Der Elfmeter war ja auch ein Witz."
Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): "Es ist unglaublich viel, was wir dieses Jahr alles wegstecken müssen. Ich stehe total unter dem Eindruck dieses Tores, das keines war. Es ist schon bitter für uns, weil wir ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung, es ist schwer zu akzeptieren, dass das Spiel so entschieden wird. Es gab ja schon mal diesen Fall, da gab es ein Wiederholungsspiel. Ich denke, das Spiel werden wir noch mal sehen. Alles andere wäre ein Witz. Wir können ja nicht ein Spiel von Bayern München wiederholen und von Hoffenheim nicht."
Sami Hyypiä (Trainer Bayer Leverkusen): "Ich habe nach dem Spiel gesehen, dass der Ball neben dem Pfosten war. Während des Spiels habe ich gejubelt, weil ich den Ball im Netz gesehen habe. Natürlich ist es ein bisschen unangenehm, so zu gewinnen. Ich kann da nichts dran machen, der Schiedsrichter fällt die Entscheidungen."
Andreas Beck (1899 Hoffenheim): "Es war sehr merkwürdig, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich wollte auf meine Position laufen, drehe mich um, auf einmal liegt der Ball im Tor. Man denkt wirklich nicht dran, dass der Ball von außen ins Tor fliegt. Ich dachte, ich hätte mich getäuscht, dass irgendwas mit meinen Augen nicht stimmt. Die Gemüter sind aufgeheizt. Es waren einige strittige Situationen dabei, aber das war mit Sicherheit eines der kuriosesten Tore, das in Hoffenheim gefallen ist. Das war ganz klar kein Tor. Ich bin gespannt, was das Resultat ist. Ich wünsche mir ein Wiederholungsspiel."
Bundesliga-Torschützen 2013/2014
1. Platz (Stand: 18.10.2013)
7 Tore: Sidney Sam (Leverkusen)
2. Platz
6 Tore: Stefan Kießling (Bayer Leverkusen)
2. Platz
6 Tore: Vedad Ibisevic (Stuttgart)
2. Platz
6 Tore: Robert Lewandowski (Borussia Dortmund)
2. Platz
6 Tore: Anthony Modeste (Hoffenheim)
2. Platz
6 Tore: Nicolai Müller (Mainz 05)
7. Platz
5 Tore: Max Kruse (Gladbach)
7. Platz
5 Tore: Kevin Volland (Hoffenheim)
7. Platz
5 Tore: Roberto Firmino (Hoffenheim)
7. Platz
5 Tore: Pierre-Emerick Aubameyang (Dortmund)
7. Platz
5 Tore: Sami Allagui (Hertha BSC)
Thomas Helmer (1994 Schütze des Phantomtor): "Ich habe gedacht, dass man aus meinem Fall gelernt hätte, aber scheinbar nicht. Es ist ganz schwierig für den Schützen. Es geht um Sekunden, und du weißt als Schütze selbst nicht so genau, ob er drin war. Stefan Kießling wird auch überlegt haben: Was mache ich jetzt, was ist passiert. Und diese Zehntel-Sekunden entscheiden darüber, bist du jetzt der liebe Junge oder der böse Bube. Es ist nicht nur der Fehler des Spielers, sondern auch der Fehler des Schiedsrichters. Man hätte kommunizieren müssen. Es ist keine schöne Geschichte, ich bin sehr gespannt, was jetzt passiert. Das Spiel muss wiederholt werden, keine Frage."
Markus Merk (ehemaliger FIFA-Schiedsrichter): "Man kann keinem der Beteiligten einen Vorwurf machen. Es ist eine absolut unglückliche Situation, im Moment bin ich etwas betrübt. Das ist eine Situation, die sich vielleicht nie mehr wiederholen wird. Es gibt Situationen im Fußball, wo ein technisches Hilfsmittel hilfreich wäre, um alle Beteiligten aus der Schusslinie zu nehmen. Das habe ich schon 2007 gesagt. Heute wurde ich dafür bestätigt. Nur eine Verbindung des Netzes war in Hoffenheim defekt. Dass der Ball genau dort durch ins Netz geht, ist einfach nur unglücklich. Es gibt die Tatsachenentscheidung, die schützt den Fußball, aber ich bin Fußballer mit Leib und Seele und war und bin immer für Gerechtigkeit. Für mich kann es nur eine Entscheidung geben: Wiederholungsspiel."
"Für alle war es ein reguläres Tor"
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"Für alle war es ein reguläres Tor"