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Dortmund verharrt in der Krise - auch, weil die Führungsspieler mit sich selbst beschäftigt sind. Ein Rückkehrer lässt hoffen.
Von Marcel Guboff
München - Weltmeister, zweimal Deutscher Meister, 176 Bundesligaspiele. Das sind einige der Meriten, die Mats Hummels vorweisen kann.
Erfolge, von denen viele junge Fußballer nur träumen können.
Doch momentan spielt Hummels alles andere wie ein Vorbild. Ganz im Gegenteil, ihm unterlaufen Anfängerfehler. Bei der 1:2-Niederlage in Köln am Samstag rückte er ohne Not aus der Viererkette heraus und machte so den Weg frei für Torschütze Kevin Vogt.
"Das ist das ABC des Fußballs. Wir reden hier von einem Nationalspieler, der Weltmeister geworden ist", zeigte sich SPORT1-Experte Thomas Berthold in der Telekom-Spieltaganalyse fassungslos.
Vom Weltmeister zum Anfänger.
Die derzeitige Schwäche von Hummels steht sinnbildlich für die Dortmunder Formkrise.
Der Vizemeister und zuletzt größte Bayern-Rivale rutscht immer mehr Richtung Tabellenkeller.
Schlechtester Saisonstart seit 27 Jahren
Sieben magere Pünktchen hat der Vizemeister auf seinem Bundesliga-Konto. Nach acht Spieltagen. Der schlechteste Saisonstart seit 27 Jahren ist perfekt. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)
Dabei gibt es Statistiken, die sogar für die Schwarz-Gelben sprechen. 52,47 Prozent aller Zweikämpfe hat die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp für sich entschieden. Zweitbester Liga-Wert.
Die Passquote stimmt mit 78 Prozent ebenfalls – genau wie der Ballbesitz von 59 Prozent.
Der Schuh drückt an anderer Stelle.
Hummels und Weidenfeller stehen neben sich
"So genannte Führungsspieler machen kapitale Böcke", legte Sportdirektor Michael Zorc nach der fünften Saisonpleite den Finger in die Wunde.
In Köln patzte Hummels beim ersten Gegentor. Weidenfeller unterlief beim Siegtor des FC eine Flanke auf Simon Zoller.
Zwei Fehler, zwei Gegentore. (DIASHOW: Die Bilder des 8. Spieltags)
Keine Leadertypen
Und ihren Ansprüchen als Leitwölfe wurden beide zuletzt ebenfalls nicht gerecht.
Der Kapitän und der routinierte Keeper Weidenfeller scheinen zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die Mannschaft zu führen und den Karren während einer Partie aus dem Dreck ziehen zu können.
Bundesliga-Torschützen 2014/15
1. Platz (Stand: 18.10.2014)
6 Tore: Mario Götze (FC Bayern)
2. Platz
5 Tore: Shinji Okazaki (Mainz 05)
2. Platz
5 Tore: Max Kruse (Mönchengladbach)
4. Platz
4 Tore: Tarik Elyounossi (1899 Hoffenheim)
4. Platz
4 Tore: Franco Di Santo (Werder Bremen)
4. Platz
4 Tore: Robert Lewandowski (FC Bayern)
4. Platz
4 Tore: Alex Meier (Eintracht Frankfurt)
4. Platz
4 Tore: Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen)
10. Platz
3 Tore: Haris Seferovic (Eintracht Frankfurt)
10. Platz
3 Tore: Salamon Kalou (Hertha BSC)
10. Platz
3 Tore: Ronny (Hertha BSC)
10. Platz
3 Tore: Julian Schieber (Hertha BSC)
10. Platz
3 Tore: Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund)
10. Platz
3 Tore: Eric-Maxim Choupo-Moting (Schalke 04)
10. Platz
3 Tore: Elias Kachunga (SC Paderborn)
10. Platz
3 Tore: Ivica Olic (VfL Wolfsburg)
10. Platz
3 Tore: Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg)
10. Platz
3 Tore: Arjen Robben (FC Bayern)
10. Platz
3 Tore: Moritz Stoppelkamp (SC Paderborn)
10. Platz
3 Tore: Thomas Müller (FC Bayern)
10. Platz
3 Tore: Jonas Hofmann (Mainz 05)
10. Platz
3 Tore: Klaas-Jan Huntelaar
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Und so fehlen den Dortmundern die Leadertypen, die in der jetzigen Phase dringend vonnöten wären.
Dabei sollte gerade Hummels der angeschlagenen Dortmunder Defensive eigentlich wieder Stabilität einhauchen. Aber seit seiner Rückkehr nach Verletzung am 5. Spieltag zeigt er die gleichen Defizite wie seine Teamkollegen.
Hummels auf der Suche nach der Form
Seit dem WM-Finale gegen Argentinien fehlen dem Abwehrchef Rhythmus und Abstimmung. Beim 1:1 der Nationalmannschaft war er am Gegentor der Iren maßgeblich beteiligt, verlor den entscheidenden Zweikampf.
Und bei seinem Startelf-Debüt in dieser Meisterschaftsrunde offenbarte er im Stellungsspiel ungewohnte Schwächen gegen Joel Matip, ließ sich auf einfachste Art und Weise abhängen. Ausgerechnet im Derby auf Schalke.
Hummels läuft seither seiner Form hinterher. Gegen Köln wirkte er zudem ungewohnt verunsichert, verdiente sich die SPORT1-Note 5.
Reus als Hoffnungsträger
Die Hoffnungen ruhen jetzt vor allem auf Marco Reus. Bei seinem Comeback in Köln zeigte er schon wieder gute Ansätze. Dabei war der Nationalspieler nach seinem Außenbandriss im Sprunggelenk noch längst nicht 100 Prozent.
Der 25-Jährige fiel bislang allerdings nicht als Spieler auf, der eine Mannschaft führen und in den entsprechenden Situationen wachrütteln kann.
Mit seiner Technik, Klasse und Präzision kann der Vize-Kapitän aber ein wichtiger Faktor sein, um dem BVB aus der Krise zu helfen.
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