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Beim Traditionsevent detonieren zwei Sprengkörper, mindestens zwei Menschen sterben. Die Polizei geht von Attentaten aus.
Boston - Dramatische und blutige Szenen beim traditionellen Boston-Marathon:
Um 14.50 Uhr Ortszeit (20.50 Uhr MESZ) ist es unweit des Zieleinlaufs im Abstand von etwa 15 Sekunden zu zwei Bomben-Explosionen gekommen.
Bei der Anzahl der Opfer gab es unterschiedliche Angaben. Offiziell bestätigt wurden bislang mindestens zwei Tote und 23 Verletzte. "Fox News" schrieb von drei Toten, die "New York Post" berichtete sogar von zwölf Toten.
De Zeitung "Boston Globe" wiederum sprach von mehr als 100 Verletzten.
Die Polizei geht von Bomben-Attentaten aus: Nach Informationen der "New York Post" wurde ein verdächtiger Mann aus Saudi-Arabien mit Splitter-Wunden in einem Krankenhaus identifiziert.
Sprengsätze selbstgebaut
Wie Einsatzleiter Ed Davis während einer Pressekonferenz bestätigte, detonierten zwei kleine selbstgebaute Bomben keine 100 Meter voneinander entfernt im nördlichen Teil der Boylston Street.
Zuvor war berichtet worden, die Sprengsätze seien in Mülleimern deponiert worden - am Unfallort wurde Sprengstoff gefunden.
Noch weitere Bomben-Funde
Zudem soll sich noch eine dritte Explosion in der John-F.-Kennedy-Bibliothek in einem anderen Bostoner Stadtteil ereignet haben. Ob dieser Vorfall mit denen beim Marathon zusammenhing, blieb vorerst unklar. Später hieß es, dass es sich wohl nur um ein Feuer gehandelt habe.
Die Agentur "AP" berichtete unter Berufung auf Geheimdienstmitarbeiter, dass zwei weitere Bomben in Boston gefunden wurden, die dann entschärft worden seien. Laut "CNN" fand die Polizei gar drei weitere Sprengsätze, die nicht detonierten.
Ob es sich um einen Terror-Anschlag handelte, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar.
Grausige Bilder
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Rettungskräfte in der Stadt im Bundesstaat Massachusetts verwundete Menschen versorgten.
Augenzeugen berichteten davon, dass die Opfer, Gliedmaßen verloren, viele davon Zuschauer des Marathons.
"Es gab eine Explosion. Polizei, Feuerwehr und Notärzte sind vor Ort", wurde ein Polizei-Sprecher zitiert. Die Ziellinie sei noch immer eine Gefahrenzone. "Die Situation ist weiter gefährlich und unklar. Bitte versammeln Sie sich nicht in Gruppen. Gehen Sie nach Hause oder in ihre Hotels. Bewahren Sie Ruhe", erklärte Bostons Polizeichef Ed Davis.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen
US-Präsident Barack Obama wurde von FBI-Direktor Robert Mueller und der Heimatschutzministerin Janet Napolitano über den Vorfall benachrichtigt, dazu evakuierten die Behörden in Boston Schulen, sperrten Teile des Luftraums.
In New York und Washington wurden zudem erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Hotels und bekannte Gebäude bewacht, das Weiße Haus in Washington abgeriegelt.
Wie "NBC" berichtete, wurden Teile des Luftraums über Boston gesperrt, dazu wurden die Mobilfunkverbindungen unterbrochen, um mögliche Fernzündungen zu unterbinden.
Mockenhaupt dabei
Die Top-Athleten hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Strecke verlassen, die deutsche Läuferin Sabrina Mockenhaupt war als Zehnte ebenfalls bereits rund drei Stunden vorher im Ziel.
Über den Kurznachrichtendienst "twitter" gab die 32-jährige Läuferin der LG Sieg Entwarnung: "Ich bin okay! Es ist schrecklich, was hier passiert ist."
"Ich bin nach dem Rennen in mein Hotelzimmer unter die Dusche gegangen. Als ich wieder zurück in die Hotellobby kam, war plötzlich alles anders", sagte Mockenhaupt der "WAZ". Sie habe "sehr viele Verletzte, Polizei und Helfer" gesehen, das Hotel durfte vorerst niemand verlassen.
Auch Frodeno betroffen
Der deutsche Olympiasieger Jan Frodeno zeigte sich von den Ereignissen ebenfalls betroffen.
"Bomben bei einer Sportveranstaltung? Das erste, was Menschen jeder Nation, Religion und Herkunft zusammenbringt? Das ist widerlich", so der Triathlet via "twitter".
"Laufen", schrieb Äthiopiens Sportlegende Haile Gebrselassie, "bringt die Menschen zusammen. Was aber gerade in Boston passiert ist, ist schrecklich. Meine Gedanken sind bei jedem Einzelnen."
Podolski und Boateng fühlen mit
"Ich bete für alle Menschen beim Boston-Marathon", schrieb Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski. Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand fragte: "Was zur Hölle ist mit den Menschen los?"
Der sechsmalige Leichtathletik-Olympiasieger Usain Bolt fasste seine Bestürzung in kurze Worte: "Was für traurige Nachrichten. Ich bete für alle."
Und das gefallene Radsport-Idol Lance Armstrong teilte mit: "Ich bin gerade vom Rad gestiegen und habe die Nachrichten aus Boston erhalten. Meine Gedanken und Gebete sind bei allen Sportlern, allen Helfern."
Spielabsage der Boston Bruins
Beinahe 27.000 Läufer waren beim ältesten Städtelauf der Welt, der seit 1897 ausgetragen wird, an den Start gegangen, den Angaben zufolge auch 247 Läufer mit deutscher Staatsbürgerschaft.
Mehr als 500.000 Menschen hatten in Boston die Straßen gesäumt. Die ersten Läufer hatten das Rennen bereits mehrere Stunden zuvor beendet. In Gedenken an die Opfer des Amoklaufs in Newtown im vergangenen Dezember hatten die Läufer vor dem Start eine Schweigeminute abgehalten.
Die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL sagte die Begegnung zwischen den Boston Bruins um den deutschen Verteidiger Dennis Seidenberg und den Ottawa Senators kurzfristig ab.
London-Marathon soll stattfinden
Auch die Organisatoren des London-Marathons wurden vor ihrer Veranstaltung am kommenden Sonntag in Alarmbereitschaft versetzt.
"Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit den Organisatoren neu bewerten", teilte Julia Pendry von der Metropolitan Police mit. Die Veranstaltung in Großbritanniens Hauptstadt werde aber definitiv stattfinden, erklärte Nick Bitel, Vorsitzender des London-Marathons.
"Wir sind tief getroffen von den Vorkommnissen in Boston. Unser Sicherheitsplan wurde gemeinsam mit der Metropolitan Police entwickelt, wir haben sie sofort kontaktiert", sagte Bitel.